Diese Bibelstelle begleitet mich schon mein ganzes Berufsleben, denn immer wenn ich predigen musste, erinnerte ich mich an die Bergpredigt und die Aufforderung, mit ja oder nein und nicht mit „jein“ zu antworten und zu reden. Welch eine Herausforderung für einen Menschen, der dauernd reden muss! Und dann noch die Frage, ob eine und dieselbe Aussage anders formuliert werden muss, je nachdem, in welchem Zusammenhang sie gesagt wird. Also predige ich anders, wenn ich auf einer anderen Kanzel stehe?
Diese Frage stellte sich mir, weil Gemeinden nicht unterschiedlicher sein können, als ich sie erlebt habe. Meine erste Gemeinde war eine Arbeitergemeinde in der Innenstadt Stuttgarts. Dorthin kam ich nach der Schulzeit in Ravensburg, dem Studium in Tübingen und München und dem Vikariat in Vaihingen an der Enz. Eine große Gemeinde mit vielen Mitarbeitern und unzähligen sozialen Herausforderungen.
Nach sieben Jahren ein völliger Wechsel. Das Studentenpfarramt im Campus Vaihingen der Uni Stuttgart. Plötzlich nur noch junge Menschen, die Frage nach der Rolle der High-Tech -Wissenschaften, Studenten aus aller Welt und mitten drin das Ökumenische Zentrum, dessen Leiter ich zusammen mit dem katholischen Kollegen dadurch geworden war. Zwölf Jahre lebte ich in dieser Welt und gewöhnte mir eine Sprache an, die vermutlich nur im universitären Umfeld zu verstehen war.
Dann eine Gemeinde im Speckgürtel der Großstadt. Menschen, die ein Vielfaches von mir verdienten, Villen in großen Gärten, eine mittelalterliche Kirche. Ich war geschäftsführender Pfarrer einer Gesamtkirchengemeinde, zu der vier Kirchengemeinden gehörten, geworden. Chef von Erziehern, Alten und Krankenpflegern, Jugendreferenten und Diakonen, kurz: zu dieser Gemeinde gehörten Kindergärten, Jugendeinrichtungen, Waldheim und eine große Diakoniestation. Die Größe brachte es mit sich, dass mindestens die Hälfte meiner Arbeit aus Sitzungen und der Leitung derselben bestand.
Und dann wurde ich zum Leiter (Vorstandsvorsitzenden) des Diakoniewerks Schwäbisch Hall berufen, einem Sozialunternehmen, das aus einer Diakonissenanstalt heraus gewachsen war. Zu meiner Zeit gab es 3000 Mitarbeiter in Diakoniestationen, Krankenhäusern, Altenheimen und Einrichtungen für Menschen mit Behinderung. Eine Pflegeschule, Wäscherei, Schreinerei und eine Elektrowerkstatt gehörten auch dazu. Gut 100 Diakonissen lebten noch in Gemeinschaft auf dem Gelände und ich mittendrin als der Pfarrer, der das Unternehmen geistlich und ökonomisch auf Kurs halten sollte. Wie redet man da von Gott und seiner Nächstenliebe?
Und jetzt, vierzig Jahre nach dem Berufsbeginn, hier in Vaduz, eine evangelisch-lutherische Gemeinde in der Diaspora und in einem Fürstentum. Wie redet man hier vom Glauben? Wie kann ich Kurs halten? Dazu, liebe Gemeindeglieder, brauche ich Sie und Ihr Wohlwollen. Denn ich muss das Predigen auf einer „kleinen Kanzel“ lernen. Ich freue mich auf diese Herausforderung und auf die Begegnungen mit Ihnen!
Und nun für die Neugierigen noch einige persönliche Daten: ich bin seit gut vierzig Jahren verheiratet. Wir haben zwei erwachsene Kinder. Der Sohn lebt in Ravensburg, die Tochter im Großraum Stuttgart. Beide haben soziale Berufe. Meine Frau war in der Finanzverwaltung tätig und ist seit 2019 im Ruhestand.
Es grüßt Sie herzlich in der Vorfreude auf gute Begegnungen und Gespräche
Ihr Pfarrer Stephan Zilker
2015 - 09/2020 Pfarrer Helmut und Pfarrfrau Christa Sobko |
10/2020 - 01/2021 Pfarrer Friedhelm Feigk |
2011-2015
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2004-2011
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2002-2004
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1992-2002 Pfarrer Gottfried und Pfarrerin Renate Daub |
1990-1992
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1985-1990
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1979-1985
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1970-1979
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1966-1970
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1950/1954-1966
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